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« Executio anima compositionis »
(J.J. Quantz)
Musik ist eine nonverbale Sprache, also Klangrede.
Hier ist die Figuren- und Affektenlehre fundamental wichtig. Der Ursprung dazu liegt mit der Rhetorik in der Antike, der Renaissance (Vordenker), im Barock (Ausformulierung), und gilt je nach Zeitgeschmack und Kompositionsstil bis in die Gegenwart.
Unsere metronomische Erziehung hindert uns fundamental an
lebendigem musikalischen Ausdruck!
Werktreue bedeutet nicht, viele Töne "richtig" zu spielen,
sondern den Notentext nach seinem Gehalt zu verstehen und dem Hörer verstehbar zu machen.
Nur Töne spielen reicht nicht, wir wollen Musik machen. Das heisst, Gefühle beim Hörer zu erwecken.
Notentreue ist noch keine Werktreue.
Für Werktreue braucht es Werkverständnis. Das bedeutet Textverständnis. Wir müssen die Rhetorik und den Affekt der Musik bedienen, den Affekt im Zuhörer zu erwecken verstehen.
Von der Grammatik zur Deklamation.
Um eine Ahnung von den dazu nötigen Mitteln zu erhalten, bedienen wir uns an ein paar sprachlichen Beispielen.
Machen wir uns das an ein einigen Textbeispielen bewusst. Wenn wir sprechen, können wir das problemlos: Prosodie: Betonung, Zäsur und Trennung, Kommasetzung, inneres und differenziertes Tempo, Sprachmelodie.
Dafür ist der Glaube an das Metronom Gift. Das darf nur dem Anfänger zum Erlernen der Grundlagen dienen. Ebenso wie der Balletttänzer die nützliche Stange aus dem Ballettsaal nicht mit auf die Bühne nimmt.
Ein paar Beispiele:
Er verlor sein Leben nicht nur sein Vermögen. (D.G. Türk)
Wo möchten wir das Komma setzen?
Zehn Finger hat der Mensch an jeder Hand, fünfundzwanzig an Händen und Füssen.
Bei richtigen Vortragspausen (Kommata) stimmt das alles.
Auch im Folgenden müssen wir wissen, welcher Vokal wie intoniert wird, wo es welche Zäsur braucht, welch "Fremdsprache" ist beteiligt, auch der Zusammenhang bestimmt die sinnvolle Intonierung:
Mode – Motte, Blumentopferde, Altbaucharme, Montagen an Montagen,
Roman schrieb den Roman
Noch ein Beispiel in dem wir entscheiden müssen, welches Wort eine Betonung bekommt, weil wir dadurch den Sinn ändern.
Heute koche ich mir meinen Kaffee wirklich selber.
Neben Englisch ist Musikalisch unsere erste Fremdsprache.
Fremdsprachen muss man verstehen lernen.
Noch ein paar Textbeispiele zum richtig deklamieren, sprechen Sie :
Fünfzehn Minuten Protest (pro Test?), Kreischorverband, Spargel-Spargel, Kastenweissbrot (kastenweis Brot?) in kleinen Würfeln, Wer Sucht sucht, sucht Sucht! Baumentaster, Uranatom, Erblasser, Wüstenei, Wir werden einen nicht spalten (Komma?), Lass uns den umfahren und nicht umfahren, Verbundestrich, Sicher geben-sich ergeben, Der Rennende am Rennende, Haftende für Haftende, Beim Abtrennen abtrennen, Da drüben hängen wir dann Solisten auf...... hängen wir so Listen auf....
Wir sehen: wir müssen verstehen, was wir sagen wollen und das gut pronunzieren - Betonungen, Pausen etc. , genau wie im musikalischen Vortrag!
Ohne das Diktat des Metronoms ist Deklamation, Lebendigkeit im Vortrag möglich. so kann Klangrede entstehen!
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